Kinetose - Konflikt der Sinnesorgane
"Kinetose" leitet sich vom griechischen Kineo = ich bewege ab und bedeutet Reise- oder Bewegungskrankheit. Dabei handelt es sich um keine Krankheit, sondern um eine normale Reaktion auf widersprüchliche Bewegungsreize, die den Organismus überfordern. Sie tritt zum Beispiel beim Autofahren, auf dem Schiff, im Neigezug oder bei Flugreisen auf. Besonders anfällig sind Kinder zwischen drei und zwölf Jahren. Mit dem Älterwerden nimmt die Neigung zur Reise- oder Seekrankheit ab.
Gleichgewicht gerät aus dem Takt
Ganz gleich, welche Art der Fortbewegung benutzt wird, ein schlingerndes Kamel oder ein kurvendes Auto: Immer ist die Kinetose ein Konflikt der beteiligten Sinnesorgane. Sogar Astronauten sind vor ihr nicht gefeit und auch Lawrence von Arabien wurde beim Kamelritt durch die Wüste davon befallen. In Transportmitteln erhalten die Sinnesorgane widersprüchliche Informationen zur räumlichen Lage und Bewegung des Körpers. Die Augen melden dem Gehirn die Information „keine Bewegung". Das Innenohr empfängt dagegen Signale der Beschleunigung und Achsenverschiebung und meldet daher „Bewegung". Der Gleichge-wichtssinn gerät dadurch buchstäblich aus dem Takt; es entsteht die Reisekrankheit.
Risikofaktoren:
* Jeder Mensch mit einem gesunden Gleichgewichtsorgan kann eine Kinetose entwickeln. Es gibt jedoch große Unterschiede in der individuellen Empfindlichkeit.
* Säuglinge entwickeln keine Kinetosen. Kinderzwischen 3 und 12 Jahren sind besonders gefährdet. Bei älteren Menschen sind Kinetosen seltener.
* Migräne
* Gerüche
* Alkoholkonsum
* Psychische Faktoren, z. B. Flugangst
* Unwetter, raue See, Turbulenzen
Diese äußert sich akut in Beschwerden wie kaltem Schweiß, Blässe, fahler Gesichtsfarbe, Wärme- und Kältegefühl, Mattigkeit, Hyperventilation, schnellem Pulsschlag, tiefem Blutdruck, Speichelfluss, Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen und Schwindel.
Nicht-medikamentöse Prävention
Als praktische Faustregel für alle Fahrten gilt: Die Augen auf die Bewegung des Fahrzeuges fixieren, um so die nicht zusammenpassenden Informationen zu reduzieren. Dies erklärt auch, warum Fahrer, Piloten oder Kapitäne kaum reisekrank werden. Damit kann die Überreizung, die von Rollbewegungen ausgeht, verringert werden.
Weitere vorbeugende Maßnahmen:
* Sitzen in Fahrtrichtung
* 24 Stunden vor Reisebeginn möglichst auf Alkohol und fette Speisen verzichten
* selbst das Steuerrad oder-ruder übernehmen: Reisekrankheit betrifft fast ausschließlich die Beifahrer
* starke Gerüche meiden
* Kopfbewegungen vermeiden
* bei konstanter Exposition tritt eine Gewöhnung ein (Schiff: zwei bis vier Tage
* nicht lesen und nicht aus dem Seitenfenster schauen
* kontrolliert und regelmäßig atmen
* gute Fahrtechnik, kein schnelles „Stop and Go"
* den Horizont oder die Küste fixieren
* auf Schiffen Aufenthalt in der Schiffsmitte, da dort die Bewegungen geringer sind; eine Kabine mit Fenster auswählen
* im Schlaf schläft auch das Gleichgewichtsorgan, daher ist es hilfreich, nachts zu reisen
* im Flugzeug einen Sitzplatz in der Nähe der Tragflächen wählen
Bewährter Wirkstoff gegen Übelkeit
Zur Behandlung von Reiseübelkeit hat sich der Wirkstoff Dimenhydrinat bewährt. Dimenhydrinat wird zur Vorbeugung und Behandlung der Reisekrankheit sowie zur Therapie von Übelkeit und Erbrechen anderer Ursache eingesetzt. Es wird oral (Kaugummi, Tablette, Kapsel, Sirup) oder als Zäpfchen verabreicht (z. B. Rodavan® S Grünwalder).
Ingwer im Reisegepäck
Ingwer ist seit Ende der achtziger Jahre in Deutschland als Heilpflanze wissenschaftlich anerkannt und wurde für die Anwendungsgebiete „Verhütung der Symptome von Reisekrankheiten" und „dyspeptische Beschwerden" in das Deutsche Arzneimittelbuch aufgenommen. Er eignet sich deshalb besonders auch für Kinder, die unter Reisekrankheit leiden (z. B. Zintona® Kapseln).
Auch Homöopathika und Anthroposophika lindern Übelkeit und Erbrechen effektiv.