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Nahrungsergänzungsmittel: Welche sind wirklich sinnvoll?

 

Der Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln boomt: Jährlich werden Vitamine und Mineralstoffe im Wert von 1,1 Milliarden Euro verkauft. Nur – welche Vitalstoffe sind wirklich sinnvoll, worauf ist bei der Einnahme zu achten?

Kommt Ihnen das bekannt vor? Sie essen ein paar Tage lang ziemlich „ungesund“ mit wenig Obst und Gemüse, weil Sie einfach keine Zeit oder Lust hatten, sich über Ihre Ernährung Gedanken zu machen. Und ganz schnell ist sie da, die Angst, zu wenige gesunde Vitamine zu essen. 

Ein Griff in die Schublade mit der sprudelnden Brausetablette kann das Gewissen ungemein erleichtern, denn Nahrungsergänzungsmittel versprechen viel Gutes. Und damit sind Sie nicht alleine – fast ein Drittel der Deutschen nimmt regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel ein. Aber wie sinnvoll ist es, unser Essen damit aufzupeppen?

Was sind Nahrungsergänzungsmittel?

Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel (keine Arzneimittel!), die die allgemeine Ernährung ergänzen sollen. Sie werden folgendermaßen definiert:

Nahrungsergänzungsmittel

  • sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung zu ergänzen (Zweckbestimmung),
  • bestehen aus Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung und liegen in konzentrierter Form vor (Zusammensetzung) und
  • werden in dosierter Form zur Aufnahme in abgemessenen kleinen Mengen in den Verkehr gebracht (Darreichungsform).
Kriterien Nahrungsergänzungsmittel

Arzneimittel

 

Dosierung

eher gering, meist empfohlene     Tagesdosis

Höher, therapeutische Wirkung
Rechtliche Einordnung Unterliegen den rechtlichen Vorschriften  des Lebensmittelrechts

Unterliegen dem Arzneimittelgesetz

 

Anforderungen Produkte müssen Anforderungen der Nahrungsergänzungs-mittelverordnung (NemV) entsprechen Zulassung durch das BfArM nach Prüfung in klinischen Studien (Wirkung, Nebenwirkung etc)
Zweck Ergänzung der allgemeinen Ernährung Heilung, Linderung oder Vorbeugung von Krankheiten
Werbung Aussagen zur Linderung oder Verhütung  von Krankheiten sind verboten Wissenschaftlich belegbare Aussagen zur Linderung oder Verhütung von Krankheiten sind innerhalb der Grenzen des Heilmittelwerbegesetzes (HWG) erlaubt

 Welche Substanzen kommen in Nahrungsergänzungsmitteln vor?

Nahrungsergänzungsmittel bestehen meist aus einem Konzentrat verschiedener Nährstoffe und sind in dosierter Form als Tabletten, Kapseln, Pulver oder Ampullen erhältlich. Welche Substanzen das sein können, sehen Sie hier:

Substanzgruppe  Beispiele
Aminosäuren, Peptide  L-Cystein, L-Carnitin, Gluthation
Fettsäuren und Phospholipide  Omega-3-Fettsäuren (Fischöle), Omega-6-Fettsäuren (Nachtkerzenöl), Lecithin
Kohlenhydrate  Inulin, Oligofructose
Mengen- und Spurenelemente  Calcium, Magnesium, Eisen, Zink, Jod, Selen, Chrom

Pflanzenextrakte, Produkte tierischen Ursprungs

 Obst- und Gemüsekonzentrate, Haifischknorpel
Sekundäre Pflanzenstoffe  Carotinoide
Vitamine  Vitamin C, Vitamin E, Folsäure, ß-Carotin
Sonstige  Bierhefe, Algen

Natürliche oder synthetische Vitamine?

Nicht immer werden synthetische Vitamine schlechter resorbiert als natürliche. Ein Beispiel: Die Bioverfügbarkeit von Folaten aus Lebensmitteln entspricht nur etwa 80% der Resorption von synthetischer Folsäure. Hier ist also besonders für Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere eine Supplementierung mit synthetischer Folsäure angebracht.

 

Eine Ernährung, die viel Obst und Gemüse (am besten 5 Portionen pro Tag: 2 Portionen Obst und 3 Portionen Gemüse) enthält, bei der 1-2 mal pro Woche Seefisch wie Lachs oder Hering, regelmäßig fettarme Milchprodukte und Vollkornprodukte auf dem Tisch stehen, versorgt den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen. Soweit die Theorie.

Wenn Theorie und Praxis auseinanderklaffen

Viele Untersuchungen zeigen nämlich, dass weite Teile der Bevölkerung nicht in der Lage sind, diese Empfehlungen in der Praxis einzuhalten. Vor allem Menschen, die sich sehr einseitig ernähren, chronische Erkrankungen oder Verdauungsstörungen haben, können über kurz oder lang eine Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen erleiden. Auch besondere Lebenssituationen wie Schwangerschaft, Stillzeit, hohe sportlicher Belastung, extremer Stress oder hohes Alter verlangen oftmals einen höheren Nährstoffbedarf. Hier können Nahrungsergänzungen durchaus sinnvoll sein. Dies sollte aber in Rücksprache mit einem Arzt oder Ernährungsberater erfolgen. 

Ein guter Hausarzt wird auch immer zunächst Ihre Blutwerte analysieren, bevor er Nahrungsergänzungsmittel verschreibt (bei starkem Mangel wird er sogar entsprechende Arzneimittel verschreiben, bei denen der Wirkstoff höher dosiert vorliegt). Was Sie auf jeden Fall unterlassen sollten, ist Nahrungsergänzungsmittel nach eigenem Gutdünken einzunehmen. Hier ist die Gefahr von Überdosierungen und negativen Auswirkungen auf die Gesundheit zu groß.

 

Bei folgenden Vitalstoffen kommt es häufiger zu einem Mangel: 

Fest steht, dass Obst und Gemüse immer besser sind als Nahrungsergänzungsmittel. Der Grund: Sie liefern nicht nur wichtige Vitamine und Mineralstoffe, sondern auch andere Stoffe (z. B. sekundäre Pflanzenstoffe), deren Funktionen im Körper zum Teil noch gar nicht bekannt sind. Zudem ist besonders die Kombination verschiedener Inhaltsstoffe vorteilhaft für die Gesundheit. Im Gegensatz dazu enthalten Nahrungsergänzungsmittel meist nur einige isolierte Stoffe.

Waren die Lebensmittel früher besser?

Übrigens: Manche Menschen glauben, unsere Lebensmittel enthielten früher mehr gesunde Inhaltsstoffe als heute. Diese Angst ist aber unbegründet. Zwar können die Vitamingehalte in Lebensmitteln stark schwanken, da viele verschiedene Faktoren den Vitamingehalt unserer Lebensmittel beeinflussen - z.B. Reifezustand, geographische Herkunft, Lagerung, Verarbeitung oder Kochvorgang. Unsere Lebensmittel enthalten heute aber genau so viele Inhaltsstoffe wie früher.

 

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Nahrungsergänzungsmittel einnehmen

  • Kombinieren Sie nicht mehrere Präparate, es könnte eine Überdosierung eintreten
  • Beachten Sie mögliche Wechselwirkungen einzelner Substanzen, z.B. Magnesium und Calcium können sich gegenseitig in ihrer Absorption hemmen, daher sollten Sie beide Mineralstoffe zeitlich etwas versetzt einnehmen
    Vitamin C fördert die Resorption von Eisen; Orangensaft kann die Aufnahme von Eisen (z.B. aus Haferflocken oder Fleisch) fördern
    Eine hohe Zinkzufuhr (über 50 mg/Tag) kann zu Wechselwirkungen mit dem Eisen- und Kupferstoffwechsel führen
  • Beachten Sie mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten (z.B. Zytostatika, Antieleptika, Antimalariamittel können langfristig die Folsäureversorgung gefährden)
  • Viele Lebensmittel (z.B. Cornflakes oder Säfte) sind schon mit Vitaminen angereichert. Vermeiden Sie zu hohe Dosierungen
  • Auch zu viele Vitamine und Mineralstoffe können dem Körper schaden. Ein Beispiel: Schwangere, die in den ersten Wochen zu viel Vitamin A aufnehmen, gefährden das Kind in seiner Entwicklung
 
Von: Dr. Gunda Backes  
www.phytodoc.de